langSamer – sinnstiftende Teilhabe und Zusammenhalt im Quartier
Auf dem Sportplatz im ehemaligen Fussballstadion, im Zentrum von Biel, wächst und gedeiht seit 2019 ein Garten der Vielfalt, welcher Menschen in schwierigen Lebenssituationen sinnstiftende und wertschätzende Betätigung anbietet. Das Gartenprojekt ist in die Zwischennutzung auf dem Terrain Gurzelen eingebettet und teilt dort mit anderen Projekten die Vision und Aufgabe, den Raum kreativ und nachhaltig mitzugestalten. Durch diesen Standort ist das Projekt fest in das soziale Gefüge der Stadt integriert. LangSamer verknüpft ökologische Ziele wie schonende Bodennutzung mit sozialen Zielen wie sinnstiftender Teilhabe und Förderung des Zusammenhalts im Quartier.
Wie ist die Ausgangssituation und was sind die Ziele Ihrer Caring Community?
Auf dem ehemaligen Fussballstadion Gurzelen in Biel wächst seit 2019 ein Garten der Vielfalt, in dem Menschen in schwierigen Lebenssituationen eine sinnstiftende und wertschätzende Betätigung finden. Eingebettet in die Zwischennutzung des Terrains und verbunden mit anderen Initiativen trägt das Projekt langSamer dazu bei, den Raum kreativ und nachhaltig zu gestalten. Es verknüpft ökologische Ziele wie eine schonende Bodennutzung mit sozialen Zielen wie Teilhabe, Integration und Stärkung des Zusammenhalts im Quartier. Damit ist es fest im sozialen Gefüge der Stadt verankert.
Der Leitungswechsel prägt derzeit die Ausgangssituation: Seit dem Frühjahr wird das Projekt schrittweise an einen jungen Sozialarbeiter übergeben. Diese Phase bedeutet zusätzlichen Aufwand für Einarbeitung und Koordination, bringt jedoch auch spürbare Entlastung in der Projektleitung. Mit dem Wachstum des Projekts hat sich gezeigt, dass die Leitung auch langfristig von zwei Personen getragen werden muss, um die gestiegenen Anforderungen zu bewältigen.
Ziel ist es, den sozialen und gemeinschaftlichen Charakter des Projekts zu bewahren, den Übergang erfolgreich zu gestalten und langSamer nachhaltig zu sichern, sodass das Angebot weiterhin wirksam und tragfähig in die Zukunft geführt werden kann.
Wie funktioniert die «gegenseitige Unterstützung» in Ihrer Caring Community? Welche Beteiligungsmöglichkeiten gibt es?
Ein zentrales Ziel von langSamer ist die soziale Teilhabe der Teilnehmenden. Wöchentlich werden gemeinsame Mahlzeiten organisiert, beim Mittagstisch des Terrains Gurzelen oder direkt im Projekt. Feste wie das Erntedankfest oder das Weihnachtsessen stärken zusätzlich das Gemeinschaftsgefühl.
Darüber hinaus engagiert sich langSamer aktiv für andere soziale und nachhaltige Vorhaben, etwa bei der Planung einer Regenwassersammlung und der Umsetzung eines Biodiversitätsprojekts auf dem Terrain Gurzelen oder der Beratung und Unterstützunbg von Initiativen wie beispielsweise das «FullViel» (https://www.fullviel.ch). Aktuell entsteht zudem ein Garten- und Kulturaustausch mit verschiedenen Migrationsgruppen auf dem Terrain Gurzelen, an dessen Entstehung langSamer aktiv beteiligt ist.
Auch im städtischen Leben ist langSamer präsent, etwa durch Mitarbeit in Arbeitsgruppen wie Stadternähren, Biu en Vert oder Sagezu, durch einen Stand an der Woche der sozialen Inklusion des DSI 2025 oder durch die Teilnahme am Naturgipfel der Stadt Biel.
Die gegenseitige Unterstützung zeigt sich somit sowohl innerhalb des Projekts durch gemeinsames Tun als auch in der Mitgestaltung des städtischen Lebens.
Was hat Ihnen beim Aufbau oder der Weiterentwicklung Ihrer Caring Community besondere Freude bereitet?
Seit dem Frühjahr wird die Projektleitung zu zweit gestaltet, was in diesem Jahr eine spürbare und prägende Veränderung darstellt. Die Verantwortung wird gemeinsam getragen und neue Projekte werden gemeinsam aufgegleist. Auch im Alltag auf dem Feld ist dies deutlich spürbar: Die Zahl der Teilnehmenden steigt, ebenso wie der Bedarf an näherer Begleitung. Durch die geteilte Leitung konnte auf diesen Bedarf gezielt reagiert werden. Diese neue Form der Zusammenarbeit wurde sowohl von den Teilnehmenden als auch von der Projektleitung als befreiend und sicher wahrgenommen. Gleichzeitig hat sich gezeigt, dass eine zweite Projektleitung nicht nur während der Übergangsphase sinnvoll ist, sondern auch langfristig notwendig sein wird. Das damit einhergehende Wachstum und die Weiterentwicklung des Projekts werden als bereichernd und zukunftsweisend erlebt.
Wer hat von Ihrer Caring Community profitiert?
Das Gartenprojekt langSamer steht grundsätzlich allen offen, die sich gerne im Garten engagieren möchten. Der niederschwellige Zugang ist ein zentrales Merkmal: Es gibt weder Teilnahmekosten noch administrative Hürden wie Anmeldung, Ausweispflicht oder Kostengutsprache. Auch wird keine Verbindlichkeit vorausgesetzt.
Im Garten sollen sich Menschen willkommen, wahrgenommen und als wertvoller Teil des Ganzen fühlen – unabhängig von ihren individuellen Voraussetzungen. Diese werden nicht abgefragt, sondern dürfen im Verlauf der gemeinsamen Arbeit sichtbar werden. Die Teilnehmenden bringen sich als "weisses Blatt" ein, wodurch ihre persönlichen Hintergründe erst nach und nach erkennbar werden.
Im Jahr 2024 beteiligten sich insgesamt 40 Personen an der Gartenarbeit, davon 15 ehrenamtlich, die teilweise begleitende Aufgaben übernahmen. Die übrigen 25 Personen befanden sich in herausfordernden Lebenslagen, z. B. am oder unter dem Existenzminimum, mit eingeschränktem Zugang zu Sozialhilfe oder ohne Angabe ihrer Situation. Von diesen 25 Personen benötigten zwischen 7 und 10 eine intensivere Begleitung.
Die Zahlen für das laufende Jahr sind noch nicht zusammengestellt, liegen aber voraussichtlich im ähnlichen Rahmen wie 2024. Wie bereits erwähnt, haben jedoch mehr Menschen mit hohem Begleitbedarf teilgenommen.
Ausserdem profitieren die Projekte und Initiativen in der Stadt voneinander: Sie lernen durch Austausch, Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung stetig dazu.
Was sind die nächsten Schritte?
Die Übergabe der Projektleitung findet statt und wird als bereichernd und zielführend erlebt. Nun steht die Auseinandersetzung mit der zukünftigen Struktur an: Die aktuelle Organisationsform kann nicht dauerhaft bestehen, da das Projekt weiter wächst. Deshalb ist es notwendig, eine weitere Person in die Leitung einzubeziehen, um Aufgaben und Verantwortung langfristig nachhaltig zu tragen. Gleichzeitig ist die Sicherung einer langfristigen Finanzierung ein zentrales Thema, um das Projekt dauerhaft in die Zukunft weitertragen zu können.
Kontaktperson
Jeanne Waeber
Region
Espace Mittelland
Themen
Integration, Inklusion und Chancengleichheit, Physische und psychische Gesundheit, Umwelt, Ökologie, Unterstützung im Alltag, Voneinander lernen, Zusammenleben, Nachbarschaft
Organisation / Trägerschaft
Trägerverein langSamer
langsamer.info