Mit dem E-Velo oder der Rikscha zusammen unterwegs

06.09.2021

«Teilen statt kaufen» ist ein Megatrend. Auch in der Schweiz entstehen Sharing-Initiativen, die die Umwelt entlasten und Ressourcen schonen. Prith David erklärt im Interview, wie viele Menschen in der Schweiz dank E-Velo, Rikscha oder Pedibus an Mobilität gewinnen. 

Interview: Anina Torrado Lara
Foto: carvelo2go (TCS)

Sie beschäftigen sich mit Mikromobilität. Was bedeutet das?

Prith David: Micro-Scooter, Elektro-Velos, E-Roller oder auch das Zu-Fuss-Gehen zählen zur Mikromobilität. Es geht um kleine, leichte Verkehrsmittel, die in der Regel selber gefahren werden.

Was bringt die Mikromobilität den Menschen?

Sie erhalten mehr Bewegungsfreiheit. Ich beobachte an vielen Orten kleine, aber feine Initiativen. In Turbenthal zum Beispiel bietet der Verein win-win Menschen mit Handicap eine Ausfahrt mit dem Fahrrad an. Die Velos wurden mit einem Hilfselektromotor und einer Art Seitenwagen aufgerüstet. Ein ähnliches Konzept ist Radeln ohne Alter, das älteren Menschen Ausflüge in der Gruppe ermöglicht (siehe Box).

Wer oder was ist die treibende Kraft hinter solchen Initiativen?

Viele Initiativen in der Schweiz werden von Verbänden oder Organisationen angestossen. Der Touring Club Schweiz hat beispielsweise die «TCS Pedaleur*innen» ins Leben gerufen. Freiwillige helfen älteren Menschen beim Recycling. Sie transportieren leere Flaschen auf dem elektrischen Cargo-Bike gratis zur Sammelstelle. Und der Verkehrs-Club der Schweiz initiierte die Idee des Pedibus. Die Kinder gehen gemeinsam zur Schule und werden auf dem Weg von einer erwachsenen Person begleitet.

Wann wird aus einem Mobilitätsprojekt eine Caring Community?

Dann, wenn die Beteiligten nicht nur etwas für ihre eigene Mobilität tun, sondern gemeinsam mobil sind – oder aber anderen zu mehr Mobilität verhelfen. Beim Pedibus wechseln sich die Mütter und Väter ab und entlasten sich so gegenseitig. In Basel gibt es mit tram-dem ein weiteres Beispiel einer Caring Community im Mobilitätsbereich: Menschen begleiten sich beim Tram- oder Busfahren. Die älteren Menschen erhalten Hilfe und die Freiwilligen lernen im Gegenzug etwas über die lokale Kultur, Geschichte oder Sprache.

Was tun Schweizer Gemeinden und Städte, um das Teilen unter Einwohner*innen zu fördern?

Städte wie St.Gallen, Basel oder Luzern gehen mit gutem Beispiel voran. Mit Share Gallen lancierte die Dienststelle Umwelt und Energie der Stadt St.Gallen ein Netzwerk lokaler «Sharing Communities», welche das Teilen von Dingen, Räumen und Wissen – von der Bohrmaschine über den Arbeitsplatz bis zum Saatgut – ermöglichen.

Welche Herausforderung werden Sie an der Caring Community Werkstatt in Stäfa mit anderen besprechen?

Ich arbeite an einer Gemeinschaftslösung für ein nachbarschaftliches Teilen von Velos und E-Velos. Über Ideen und Impulse, wie ich mein E-Velo-Sharing-Projekt noch gemeinschaftlicher gestalten kann, freue ich mich sehr.

Zur Person

Prith David ist Ingenieur und Gründer des Start-ups Sciyent. Er interessiert sich für kooperative Gemeinwohl-Lösungen, bei denen Menschen die Möglichkeit haben, Ressourcen und Fähigkeiten zu teilen und die Gemeinschaft zu stärken. Durch das Teilen können der zunehmende Ressourcenverbrauch und die damit verbundenen schädlichen Emissionen verringert werden. Unter anderem ist Prith David Mitglied des Climate CoLab, einer offenen Problemlösungsplattform, auf der Menschen an der Erreichung globaler Klimaziele arbeiten.

Pionierprojekt: Radeln ohne Alter in Zürich

Karl Flückiger ist ein engagierter Pfarrer, der sich für benachteiligte Menschen einsetzt und ihnen hilft, ihren Platz in der Gesellschaft zu finden. Der Präsident des Fördervereins Radeln Ohne Alter Zürich bietet «Radeln ohne Alter» an zwei Standorten an: im Alterszentrum St. Peter und Paul und in der Pfarrei Maria Lourdes. Pilot*innen und Captains mit Muskelkraft laden Menschen in Alters- und Pflegeheimen zu einer erlebnisreichen Rikscha-Fahrt ein.