Wie baut man eine Caring Community in einem Wohnprojekt auf?
25.08.2025
Am 25. August fand unser erster Stammtisch vor Ort statt. Nach einer Führung durch das gemeinschaftliche Wohnprojekt der Walder Stiftung diskutierten 15 Personen mit Caroline Desiderio und drei Bewohner:innen über Gelingensfaktoren, Stolpersteine und Erfahrungen beim Aufbau einer Caring Community in einem Wohnprojekt.
Anregende Diskussionen beim Stammtisch
In der Diskussion kamen verschiedene Überlegungen, Erfahrungen und Praxisbeispiele zu Wort:
- Das Haus fördert durch die Art seines Baus die Gemeinschaft. Es gibt einen Aufenthaltsraum mit Gemeinschaftküche und grosser Terasse, in der auch ein Kafitreff stattfindet oder eine Jassgruppe. Die Räume sind so offen gestaltet, dass es viel zulässt. So ist z.B. die Waschküche neben der Gemeinschaftsküche im obersten Stock. Dadurch entstehen spontane Kontakte. Auch die Bullaugen zeigen, dass Leute zuhause sind und stellen so einen Kontakt her.
- Die Begegnungszonen sind ganz unterschiedlich: Oben in der Gemeinschaftsküche/Terrasse, beim Briefkasten, beim gemeinsamen Kafi. Die Grösse des Hauses ist auch sehr attraktiv, es ist persönlich, aber doch nicht zu intim.
- Vieles entsteht spontan: Man kann alles, muss aber nichts. Z.B. stand am Anfang eine Fläche neben dem Haus zur freien Verfügung. Die Bewohner:innen entschieden, dass dort ein Garten entstehen soll und gründeten eine Gartengruppe. Auch eine Wandergruppe ist spontan entstanden.
- Die Netzwerke haben sich zuerst auf dem gleichen Stock entwickelt, dann mal über die Stöcke hinaus und so ist das Netz gewachsen. Auch durch die gemeinsame Kafirunde sind viele Kontakte niederschwellig entstanden.
- Es entsteht immer mehr, die einen haben Ideen, andere machen mit. Es braucht alles viel Zeit. Die Bewohner:innen mussten erst einmal in ihrem neuen Zuhause ankommen. Nach ein paar Monaten haben sich die Kontakte und Aktivitäten entwickelt. Alle bringen sich so ein, wie es für sie passt.
- Generationenwohnen: Die Durchmischung findet meist nicht so statt, wie man es sich vorstellt. Die Studenten sind bei den Festen dabei, beteiligten sich daran und übernehmen Arbeiten. Die Lebenswelten unterscheiden sich aber auch bzgl. zeitlicher Verfügbarkeit. Es ist aber auch neben den Studenten ein Generationenwohnen, da der Grossteil der Bewohner:innen zwischen 65 bis 90, ist also bereits zwei Generationen umfasst.
- Es findet neben gemeinschaftlichen Aktivitäten auch gegenseitige Unterstützung statt, z.B. gemeinsames iPad kaufen und daran arbeiten.
- Auch die Siedlungsassistenz ist wichtig: Caroline Desiderio ist einmal wöchentlich vor Ort, tauscht sich mit den Bewohner:innen aus, ist Anlaufstelle bei Fragen, Ideen, Beschwerden etc. Sie wird von den Bewohner:innen unterschiedlich beansprucht: Während die einen den wöchentlichen Besuch und Schwatz in der eigenen Wohnung oder im Gemeinschaftsraum sehr schätzen, sind andere selbstorganisiert und haben wenig Unterstützungsbedarf.
- Das gemeinschaftliche Wohnen bietet zudem einen Hausabwart plus. Dieser kommt jede Woche für Reinigungen, hilft aber auch bei technischen Problemen, Bilder aufhängen, Glühbirnen etc.
Wir suchen weitere Gastgeber:innen für einen Stammtisch
Der Stammtisch ist ein Format im Netzwerk Caring Communities, das in regelmässigen Abständen stattfindet – in der Regel als Online-Stammtisch. Haben Sie ein Thema, das Sie mit anderen Personen diskutieren möchten? Dann melden Sie sich bei Fanni Dahinden. Wir unterstützen Sie dabei, stellen die Technik sicher und bewerben den Stammtisch. Sie sind Gastgeber:in, alleine, zu zweit oder zu dritt, Sie wählen ein Thema und auch Termin und Zeit. Und vielleicht überlegen Sie sich eine Einstiegsfrage. Die Erfahrung zeigt, dass an einem Stammtisch immer schnell eine Diskussion in Gang kommt. Wir freuen uns auf viele Stammtische, vielfältige Themen und gute Diskussionen.